Der weiß genau, was ich meine

Wie oft habe ich diesen Spruch schon gehört? Gerade geht eine Dame unter meinem Fenster vorbei und sagt: „Der weiß genau, was ich meine! Fuß“, signalisiert sie streng „Fuß, jetzt.“ Sie führt einen Schäferhund an kurzer Leine und erklärt ihrer Begleitung, dass der Hund gelernt hat, bis zu einer bestimmten Ecke neben ihr zu gehen. Dort angekommen darf er dann schnüffeln, sich lösen und anderen hundlichen Aktivitäten nachgehen.

Der Großstadt-Dschungel birgt Herausforderungen

Soweit so gut. Die Regelung, der Hund solle direkt neben seinem Menschen ein Stück von A nach B gehen, ohne sich zu lösen, ist grundsätzlich nicht verwerflich. Immerhin leben wir in einer Großstadt und aus gegenseitiger Rücksichtnahme empfiehlt es sich nicht, Hunde überall hinpinkeln zu lassen. Es gibt auch sehr verkehrsreiche Strecken oder enge Gehsteige. Dort ist es eventuell ratsam, schnell zu passieren und den Hund an geeigneten Stellen in Ruhe schnüffeln zu lassen.

Dein Hund merkt sich bestimmte Wegstrecken oder Orte sehr schnell. Außerdem kann er lernen, dich auf Signal anzusehen oder auch recht dicht neben dir zu gehen, wenn dies erforderlich ist. Es ist daher jedenfalls möglich deinem Hund beizubringen, an gewissen Passagen so ein Verhalten zu zeigen.

Lernen ist daher ein Prozess, der nicht lange dauern muss. Als Hundehalter:in möchte man aber sichergehen, dass der Hund auch wirklich das Verhalten lernt, das später auf Signal in bestimmten Situationen gezeigt werden soll. Dafür ist es notwendig, dass dieser Lernprozess strukturiert passiert.

Alles klar, „der weiß doch ganz genau, was ich von ihm will! Ich habe ihm das gelernt.“ – Oder etwa nicht?

"Gelernt" ist nicht gleich gelernt

Damit ein Hund lernt, zügig von A nach B zu gehen, muss er einige Dinge verstanden haben.
Er muss gelernt haben, auf Signal seinen Menschen anzusehen oder alternativ, auf Signal direkt neben ihm zu gehen. Es handelt sich dabei nicht um arttypisches Hundeverhalten. Der Hund sollte daher auch wissen, wie lange er dieses Verhalten (ansehen oder daneben gehen) halten soll, bevor er sich wieder frei bewegen kann.

Der Aufbau eines Signales funktioniert – in ganz groben Zügen – so:


      • Dem Hund den Bewegungsablauf beibringen (Locken, Markern, etc.)
      • Ein Hand- oder Wortsignal aufbauen, das als Signal für den Bewegungsablauf dienen soll
      • Signal in ablenkungsfreier Umgebung üben und auf Signalsicherheit achten
      • Generalisieren (an unterschiedlichen Orten üben, von anderen Signalen unterscheiden, Ablenkungen einbauen)

Aber: „Der weiß das doch“?

Wenn auch du manchmal in einer Situation bist, in der du dir denkst: „Der weiß das doch“, bist du nicht allein. Immerhin gibt es ganz alltägliche Dinge, die wir ständig mit unseren Hunden bewältigen und voraussetzen, dass diese deshalb auch klappen. Unsere Hunde sind aber – wie wir – keine Maschinen, auch sie können schlechte Tage haben.

Passiert es dir allerdings in einer bestimmten Situation häufiger, dass dein Hund ein ganz anderes Verhalten zeigt, als du dir erwartest? Dann frag dich zuerst, ob er wirklich gelernt hat, dich jetzt gerade anzusehen, neben dir zu gehen, ruhig zu warten oder sich hinzusetzen. Du kannst ganz beruhigt sein, falls die Antwort „nein“ lautet.

Signalaufbau und Sicherheit

Während du glaubst „der weiß das doch“ und ungeduldig wirst, denkt dein Hund vielleicht „ich habe keine Ahnung, was er/sie meint, aber ich probiere mal irgendetwas“. Das ist für euch beide frustrierend.

Eine neue Verhaltensweise ist schnell aufgebaut und stellt eine unschätzbare Unterstützung für dich und deinen Hund dar. Du gibst ihm damit die Sicherheit, jede Situation mit dir gemeinsam bewältigen zu können.

Dein Hund wird es dir danken, da er auf das Signal hin dann in Zukunft genau weiß, was er zu tun hat.

Wenn du beim Signalaufbau Unterstützung benötigst oder dir einmal zu oft denkst „der weiß doch genau, was er tun soll“, schreib mir gleich ein E-Mail. Ich freue mich, dir und deinem Hund zu ein bisschen mehr Klarheit im Alltag zu verhelfen.

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