Notfälle

Notfälle passieren schneller, als man denkt. Stell dir vor, du bist mit deinem Hund unterwegs und eine Situation hindert dich daran, dich selbst um deinen Hund zu kümmern. Kann eine andere Person dann mit deinem Hund umgehen? Kommt dein Hund damit klar, sich plötzlich an einem eventuell fremden Ort mit einem anderen Menschen zu befinden?

Notfälle passieren, doch kann man einer Krisensituation vorbeugen?

Wer denkt schon, dass man aus heiterem Himmel ins Krankenhaus muss oder, dass man jemanden Anderen ins Krankenhaus bringen muss. Das ist keine alltägliche Situation, doch jedem von uns kann sie passieren. Notfälle erfordern rasches Handeln und viel Flexibilität von allen Beteiligten.

Vor einigen Wochen ist meine Freundin Johanna beim Lampenaufhängen von der Leiter gestürzt. Nach einer kurzen Observation ihres Handgelenkes war klar, dass sie ins Krankenhaus fahren muss. Das ist grundsätzlich kein Problem, ich habe ja einen Führerschein und konnte sie hin bringen.

Doch da waren noch ihre zwei Hunde, Henry und Nora. Johanna kommt aus Niederösterreich und hat zwei ausgewachsene Weimaraner im zarten Alter von vier und fast acht Jahren. Die Hündin wird jagdlich geführt und hat auch ein eigenes Revier.

 

 

Mit diesen beiden Landeiern war ich also in Wien gestrandet.

Zuerst musste daher Johanna im UKH Meidling abgeliefert werden Dann haben Nora, Henry und ich in Flip-Flops und ohne Leckerlis oder echte Führleine/-geschirre, erst einmal ausgiebig die Umgebung erkundet. Ich kenne beide Hunde sehr gut, dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sie an lockerer Leine mit mir durch den ganz städtischen Bereich spazieren konnten.

Man beachte: die Weimaraner bekommen gemeinsam fast 75 kg Kampfgewicht auf die Waage. Wenn sie das wollten, wären sie mir mit ihrem 4-Bein-Allradantrieb und der Hebelwirkung daher klar überlegen. Zudem befanden sie sich zu diesem Zeitpunkt an einem völlig unbekannten Ort mit vielen neuen Eindrücken.

Gute Leinenführigkeit und gezielte, sehr gut überwachte Sozialisation im Welpenalter haben die Situation für uns drei zu einem entspannten Ereignis gemacht.

Während ich begonnen habe, Notizen für diesen Blog zu tippen, sind Nora und Henry neben mir bei einer Parkbank gesessen und haben geduldig gewartet, dass ihr Frauchen zum Röntgen im Krankenhaus zugelassen wird. Wegen Ihres außergewöhnlichen Aussehens – zwei große, ganz graue Hunde fallen eben auf – ziehen sie immer viel Aufmerksamkeit auf sich. Doch auch eine andere Sache hat ihnen an diesem Tag unzählige Komplimente von Passanten eingebracht. Egal, ob Radfahrer oder fremde Hunde, die vorbeigegangen sind: Nora und Henry lagen entspannt neben mir und haben ruhig darauf gewartet, dass ihr Frauchen wieder zurückkommt.

Achtsames Training ist die beste Prophylaxe gegen Notfälle

Notfälle passieren eben und sind nicht wirklich zu verhindern. Gute Sozialisation bzw. Habituation und einige wenige wirklich wichtige und dafür achtsam aufgebaute Signale können dafür sorgen, dass auch Ausnahmesituationen gut von Hunden bewältigt werden können.

Johanna hat ihre Hunde außerordentlich gut aufgezogen. Sie sind extrem umweltsicher und daher an neuen Orten interessiert, aber nie gestresst. Die beiden Weimaraner sind außerdem in den erlernten Signalen so gefestigt, dass sie mit einer Person, die ist zwar gut kennen, aber dennoch nicht öfter als zwei- bis dreimal im Monat sehen, vertrauensvoll mitkommen können.

Ich war sehr froh mit zwei derart entspannten Hunden eine gute Zeit zu haben und diesen Notfall in ruhiger Atmosphäre gemeinsam bewältigen zu können.

Eine Liste von wirklich wichtigen Signalen findest du im nächsten Blog, der hier und auf Facebook veröffentlicht werden wird.

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